Grüner Arbeitskreis will Radverkehr in Worms stärken 8. September 2020 Damit der Fahrradanteil von 25 Prozent am Verkehr keine Wunschvorstellung bleibt, wollen sich Grüne regelmäßig zum Arbeitskreis Rad treffen. Vor der Geschäftsstelle der Grünen in der Koehlstraße ist ganz schön was los. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier entsteht ein neuer Fahrradfuhrpark. Vorstandsvorsitzende Bettina Penk-Schütt ist die Erste, die sich mit dem Rad an parkenden Autos vorbeischlängelt. Bald darauf trudeln auch Landtagskandidatin Katharina Schmitt, AK-Mitinitiatorin Sylvia Vogel und ADFC-Vorsitzender Günter Niederhöfer ein. Tatsächlich stehen die Fahrräder hier nicht nur vor der Tür, auch in der Geschäftsstelle dreht sich heute alles um das beliebte Fortbewegungsmittel. Denn für den neuen „Arbeitskreis Rad“ der Grünen steht nach der Sternfahrt von Monsheim über Pfeddersheim nach Worms am vergangenen Wochenende die zweite Auftaktveranstaltung an: Weil die Menschen vor Ort am besten wissen, wo in Sachen Fahrradmobilität der Schuh drückt, erzählt Landtagskandidatin Katharina Schmitt, möchten die Grünen über den Arbeitskreis Rad mit Bürgern in Kontakt treten, mit ihnen diskutieren und Interessengebiete zur Weiterarbeit abklopfen. Wie steht es um die Radwegeprojekte? Aber erst einmal müssen alle kommunalpolitisch auf den neusten Stand gebracht werden. Ganz unkompliziert ist die Sache nämlich nicht – wer nicht ständig hinterher ist, seinen Wissensstand zu aktualisieren, dem entgeht schnell etwas, während die Planungen für die einzelnen Radwegeprojekte voranschreiten. Wie weit die jeweils gediehen sind, wo es an der einen oder der anderen Stelle vielleicht noch etwas hakt, das erklärt Fraktionssprecher Richard Grünewald. Der Pfrimmtalradweg, die Nord-Süd-Route über Rheindürkheim, der Radweg von Abenheim nach Herrnsheim, die Verbindung durchs Eisbachtal von Heppenheim über Wiesoppenheim und Horchheim bis in die Südstadt, der Radschnellweg nach Ludwigshafen, von dem zwar nur ein kleiner Teil auf Wormser Gebiet liegt, der aber für Berufspendler durchaus bedeutsam ist – bei all diesen Wegen gibt es Varianten, Möglichkeiten und Besonderheiten. „Die gute Nachricht ist, dass sich Routen herauskristallisiert haben“, sagt der Fraktionssprecher. Ziel: 25 Prozent Radverkehr Und mit diesen möchte man in Worms einen Anteil von 25 Prozent Radverkehr erreichen. Ein Viertel im Mobilitätsmix mit Fußgängern, ÖPNV und motorisiertem Verkehr. Keine leichte Aufgabe, aber der Fraktionssprecher ist zuversichtlich, hat in den vergangenen Jahren große Veränderungen im Denken gesehen – in der Bevölkerung, bei Stadtplanern, in der Politik. Außerdem: „Vor 50 Jahren wurden Fußgängerzonen diskutiert. Auch die waren damals zunächst unvorstellbar“, erzählt er. Jetzt gebe es eben eine andere Umbruchsituation – und Fahrradstraßen, 2018 noch „ein ganz heißes Eisen“, werden längst nicht mehr belächelt. Dass Lösungen für einen echten Radverkehr angenommen werden, da ist sich der Fraktionssprecher sicher. Auch ADFC-Vorsitzender Günter Niederhöfer weiß: „Radwege müssen sicher und komfortabel sein, dann werden sie auch genutzt.“ Grünewald bestätigt: In Karlsruhe sei man im Mobilitätsmix schon heute bei 26 Prozent. Es seien eben Kleinigkeiten, die dem Radfahrer signalisieren, dass er willkommen ist. Haltegriffe an Ampeln wie in Mainz, das Schild an einem Radweg im Dänemark-Urlaub, auf dem stand: Tak for cykling – Danke fürs Radfahren. Ein dicker Stapel mit Vorschlägen ist das Ergebnis Wie sorgt man für mehr Sicherheit für Radfahrer im Kreisverkehr? Braucht es die vielen Parkplätze für Autos in der Innenstadt? Wie lässt sich dafür sorgen, dass Radwege regelmäßig gereinigt werden? All diese Fragen werden bei der Auftaktveranstaltung des AK Rad aufgeworfen – Grüne und Gäste diskutieren so angeregt, dass Katharina Schmitt am Ende des Abends noch immer einen dicken Stapel Kärtchen mit Vorschlägen in der Hand hält. Kleine Hausaufgabe also für die Macher des Arbeitskreises: Bestandsaufnahme. Was sind die Ideen, was brennt den Bürgern in Sachen Fahrrad noch unter den Nägeln? Nach dem Treffen steht nämlich für alle fest: Der Arbeitskreis möchte sich wieder treffen. Beim nächsten Mal soll es darum gehen, Kleingruppen zu bilden, die sich verschiedenen Themen widmen – und darum, einen regelmäßigen Rhythmus für die Treffen auszuloten. Damit es vorangeht – und auch in Worms irgendwann Schilder den Straßenrand zieren, auf denen steht: „Danke fürs Radfahren“. Und dazu sind alle Wormser eingeladen, denen der Radverkehr am Herzen liegt. Marina Held, Wormser Zeitung (6.9.2020)