Wenn  Vorräte zur Neige gehen, beginnt man klugerweise damit, sich  einzuteilen. Das können schon relativ kleine Kinder. Schwieriger wird  es, wenn alte Gewohnheiten dagegen stehen.
Dass Worms aktuell nur  wenige Gewerbeflächen anzubieten hat, ist ebenso bekannt wie der  Umstand, dass die Wormser Bürger großflächigen Umwandlungen von  Ackerflächen in Gewerbegebieten eine Absage erteilt haben. Einen  moderater Flächenverbrauch schließt das nicht aus, aber eben nicht mehr  im großen Stil des vergangenen Jahrhunderts.
Also gilt es nun,  mit dem knappen Gut der Fläche sorgsam und klug, sparsam und effizient  umzugehen. In der Theorie klappt das sogar schon. So haben Stadt und  IHK im Oktober 2017 in einer gemeinsamen Resolution einen  „Strategiewechsel in der Wirtschaftsförderung“ vereinbart. Weniger  Quantität, dafür mehr Qualität, lautete ein Ziel. Es klang so, als habe  man eine Lektion gelernt.
Positive Beispiele
Wenn  also Boden nicht vermehrbar ist, „müsse es dann das Ziel sein, Betriebe  mit geringem Flächenbedarf und hoher Wertschöpfung für Worms zu  gewinnen“, so OB Kissel 2017. 
(siehe: https://nibelungen-kurier.de/worms-als-standort-der-wirtschaft-staerken/) 
Ein  positives Beispiel ist jenes Softwareunternehmen, das sich in der  Prinz-Carl-Anlage ansiedeln möchte. So können bei  effizienter Flächennutzung, wenig Verkehr und Emissionen dennoch viele  qualifizierte Jobs entstehen. So könnte Zukunft aussehen.
Logistik ist flächenineffizient
In  der Vergangenheit hat Worms einen starken Zuwachs der Logistikbranche  erlebt (+39% von 1990-2012). Kaum eine Branche braucht mehr Fläche pro  Job und pro Einheit der Wertschöpfung. Darüber hinaus erfordert Logistik  Bau und Unterhaltung umfangreicher öffentlicher Verkehrsinfrastruktur,  die ihrerseits wieder Fläche schluckt. In Worms ist die Logistikbranche  bereits überproportional vertreten und der damit verbundene  Schwerverkehr schlägt sich mit + 12% (2004-2014) negativ in der  städtischen CO²-Bilanz nieder.
Angesichts dessen fordern wir, was eigentlich auf der Hand liegt: 
Keine weiteren Flächen für Logistik.
Denn  wenn Flächen knapp sind und Logistik Flächen schlechter in Jobs und  Ertrag umsetzt als andere Branchen, darf man die knappe Ressource nicht  länger an den schlechteren Wirt vergeben.
Logistiker will mehr Fläche
Treiber  der aktuellen Diskussion um eventuelle Gewerbeflächen an der Kläranlage  ist der Erweiterungswunsch eines Logistikunternehmens. Dabei geht es  nicht um ein par hundert Quadratmeter, sondern um Hektar. So richtig es  im Grundsatz sein mag, Bestandsunternehmen Erweiterungen nicht zu  verwehren, so falsch ist es aber im konkreten Fall angesichts endlicher  Ressourcen und schlechter Effizienz.
Abwassergebühren müssten Gewerbeflächen zahlen
Damit  in der Nachbarschaft der Kläranlage welches Gewerbe auch immer siedeln  kann, werden erhebliche Investition in diese Kläranlage nötig werden.  Bezahlt würde dies über steigende Abwassergebühren. Das ist nur dann zu  verantworten, wenn pro Fläche viele qualifizierte Arbeistplätze  entstehen, für die es auch Arbeitskräfte aus Worms gibt.
Es ist  also an der Zeit, theoretisch schon formulierten Einsichten nun auch  konsequentes Handeln folgen zu lassen. Denn bei Flächen gilt der  schlichte Grundsatz: „Was weg ist, ist weg.“
Für die Grüne Stadtratsfraktion
Richard Grünewald