Was kommt nach Kaufhof? 7. September 2020 Mix aus Volkshochschule, Bibliothek und vielem mehr denkbar Das Traditionsgeschäft Kaufhof in Worms macht dicht, daran ist nicht mehr zu rütteln. Zum Ende Oktober schließ das Kaufhaus in zentraler Lage seine Pforten. Nun sind neue Ideen gefragt, welche Nutzung Aussicht auf Erfolg hat und was tatsächlich funktionieren könnte, nachdem die 100-jährige Ära der Kaufhäuser zu Ende ist, die 1893 mit Harrods in London begann und 1912 mit den Galeries Lafayette in Paris frühe Höhepunkte erreichte. Frequenzbringer und erste Anlaufstelle Festzuhalten bleibt, dass der Kaufhof wichtige Funktionen für die Einkaufsstadt Worms erfüllte: Er war sog. ‚Ankermieter‘ unter dessen Fittichen weitere kleinere Läden existieren konnten. Als Frequenzbringer und erste Anlaufstelle zog er Kunden in die City, die nicht nur dort, sondern auch in umliegenden Geschäften Waren und Dienstleistungen nachfragten. Als zentraler Bezugspunkt belebte er die Innenstadt und sorgte für Betrieb in der Fußgängerzone. Diese positiven Effekte für die City sollte auch eine nachfolgenden Nutzung der insgesamt 11.000 m² großen Immobilie bieten können. Wie aber könnte das gelingen?Ein Blick in andere Städte im In- und Ausland kann helfen, erfolgreiche Beispiele zu entdecken, denn vor ähnlichen Aufgaben standen schon viele Kommunen. Mix aus vielfältigen Lernangeboten Von Würzburg bis Mannheim in Deutschland und von Amsterdam in den Niederlanden bis Aarhus in Dänemark findet man erfolgreiche Nutzungskonzepte, die in zentralen Quartieren eine spannende Mischung von Angeboten bieten, die Städte beleben, Menschen zusammenbringen und BürgerInnen Chancen zum Weiterkommen bereit halten. Kombiniert werden dort Lernangebote von Volkshochschulen und Bibliotheken mit Bürgerservice und loftartigen Arbeitsplätzen für Jungunternehmer, sog. Co-Working-Spaces. Dazu gibt es innen und außen Cafés, manchmal kleine Läden für regionale Produzenten oder Gastronomie auf dem Dach des Gebäudes mit spannenden Ausblicken über die Stadt. Von erfolgreichen Städten lernen Oft bilden sehr moderne Büchereien den Kern des Angebotes. Diese sind jedoch alles andere als staubige Lesestuben, sondern coole und gemütliche Orte, die als ein Art öffentliches Wohnzimmer zum Verweilen einladen. Neben Büchern gibt es freies W-LAN, Spiele, Computerterminals oder auch 3-D-Drucker an denen man eigene Entwürfe ausdrucken kann. In Würzburg kann dieses Angebot seit 2019 von 7 – 22 Uhr mit einem digitalen Ausweis genutzt werden. So würden bis in den Abend Menschen in die City gelockt. Handlungsbedarf In Worms ist die Volkshochschule derzeit in der Neusatz-Grundschule an der Schönauer Straße zu Gast, muss aber dort über kurz oder lang räumen, da die Klassenzimmer für die Schule gebraucht werden. Auch die Jugendmusikschule ist nach der Schließung ihres historischen Domizils aufgrund mangelnden Brandschutzes derzeit heimatlos und auf X Standorte verstreut. In der städtischen Bibliothek sind ganze Säle geschlossen, weil sie nicht mehr aktuellen Vorschriften entsprechen. Überall muss ohnehin Geld investiert werden. Es ließen sich also mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn alle diese Angebote in einem neuen gemeinsamem Zuhause in zentraler Lage gebündelt werden könnten. Angebote ziehen Publikum Wie auch immer der perfekte Mix verschiedener Einrichtungen mitten in der Stadt aussehen könnte, so liegt doch auf der Hand, dass sie alle jede Menge Publikum anziehen würden und so die Stütze der City sein könnten, die früher einmal Kaufhäuser waren. Jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken, zu diskutieren und für Worms maßgeschneiderte Ideen zu entwickeln. für die Grüne Stadtratsfraktion Richard Grünewald, Vorsitzender