Fahrradbeauftragte hat recht

Die Fahrradbeauftragte der Stadt hat völlig recht, wenn Sie feststellt, dass Radschnellwege „für kleine Städte kein wichtiger Baustein“ sind.
Auch sonst erwähnt sie viel Richtiges, wie z.B. den seit 2012 in Frankreich gültigen Grünpfeil für rechtsabbiegende Radfahrer, den auch die Schweiz seit 2013 erfolgreich getestet hat.
Doch welche Stadt hat sie mit Ihrer Aussage gemeint?

Worms ist bekanntermaßen eine wachsende Stadt, deren Einwohnerzahl von 79.000 in 2013 auf aktuell 87.000 gestiegen ist und sich somit der Grenze von 90.000 Einwohnern nähert. Dies hat z.B. zur Folge, dass Worms verpflichtet ist, aufgrund der Einwohnerzahl eine Berufsfeuerwehr zu unterhalten, was jüngst auch beschlossen wurde.
Schon lange ist Worms das, was im Verwaltungsdeutsch ein ‚Mittelzentrum mit Funktionen eines Oberzentrums‘ genannt wird. Diese Stadt hat also mehr Funktionen und Einrichtungen wie z.B. Klinikum, Hochschule, weiterführende Schulen, Ausbildungszentren, Behörden, Arbeitsplätze usw. Kleinen Städten wird so etwas nicht bescheinigt.
Worms ist und wird urbaner Raum – mit allen Herausforderungen. Wir erleben in unserer Stadt mittlerweile all jene Probleme wie z.B. kilometerlange Staus, die man vor einigen Jahren nur aus echten Großstädten zu kennen glaubte. Die überproportionale Zunahme des Verkehrs gibt uns bereits heute einen Vorgeschmack auf die Verkehrsprobleme, mit denen wir uns in Zukunft herumplagen werden.
Eine in die Zukunft gedachte Verkehrsplanung tut daher gut daran, heute Ideen für den Verkehr von Morgen zu entwickeln. Und nur wer Planungen vorweisen kann, wird auch Zuschüsse auftreiben können.
Worms ist keine Kleinstadt und es nützt ihr nicht, sie klein zu reden. Dies ist kein Hochmut, sondern schaut mit offenen Augen auf die Verkehrsprobleme, die erkennbar auf uns zukommen.
Der Radverkehrsanteile in Worms liegt derzeit bei nur 14%, während der Autoanteil von 53% (1981) auf 61% (2016) gestiegen ist. 70% aller Wege sind kürzer als 5 km! Also in Fahrrad- oder ganz locker in eBike-Reichweite. Hier liegt das größte Potential, zu vergleichsweise geringeren Kosten den Verkehr in Worms flüssiger, gesünder und klimaschonender zu machen.
Und was Bingen, Ingelheim und Mainz planen, was Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Speyer vorantreiben, das dürften wir auch in Worms prüfen.

(Quellle: https://www.worms.de/de-wAssets/docs/mein_worms/bauen-und-wohnen/verkehrswegebau/Praesentation-Stadtentwicklungskonzept.pdf)
Um den Radverkehrsanteil in Worms auf 25% zu entwickeln, braucht es eine effiziente und vor allem sichere Infrastruktur, die von den Menschen gern angenommen wird. Auch für eine mittelgroße und wachsende Stadt wie Worms verspräche das mehr Lebensqualität.

Für die Wormser Grünen im Rat

Richard Grünewald

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