Stationen des Feminismus – Spaziergang durch Worms

Zahlreiche Wormser*innen und viele Gäste folgten am Samstag dem Aufruf der Wormser Grünen und erforschten ihre Stadt aus feministischer Sicht.
Dabei gab es beeindruckende Berichte von aktuellen und vergangenen Herausforderungen. „Wir sind dankbar, dass so viele Menschen sofort bereit waren, Stationen vorzubereiten und ihre Sicht zu schildern“, so Vorsitzende Anna Biegler.

Erste Anlaufstelle war der Frauennotruf, der beratend bei sexualisierter Gewalt und ebenso an gesellschaftspolitische Sensibilisierung arbeitet: Das eine geht nicht ohne das andere. Kontrolle zurückzugeben an Menschen, die extremen Kontrollverlust erfahren mussten, ist eine Aufgabe, die dauerhaft-  und für immer mehr Zielgruppen –  Unterstützung braucht.
Mit Blick auf die Wormser Zeitung berichtete dann Stadtführerin Heide Denig, wie Maria Elisabeth Kranzbühler im 18. Jahrhundert gegen alle Widerstände ihre Zeitung herausgab und damit das erste Presseorgan für Worms schuf. Die spannende Geschichte von Kranzbühlers ungeheurer und offenbar bitternötiger Kreativität und ihrem Durchhaltevermögen war für viele ebenso neu wie ermutigend.
Von der Gegenwart berichteten im C/O-Büro geflüchtete Frauen zusammen mit Angelika Wahl vom Helferkreis Asyl: Sie waren bereit, ihre sehr persönlichen, oft zermürbenden Erfahrungen zu teilen. Bei allen Problemen auf europäischer oder Bundes- und Landesebene nahmen auch die Kommunalpolitiker*innen Hausaufgaben mit, besonders beim Thema KiTaplätze und Sprachkurse.

Weitere Stationen übernahm wiederum Heide Denig, die mit kurzweiligen Geschichten in die weitere und nähere Vergangenheit führte: Man konnte sich Sophie von Heyl als heimlichen Zaungast im Reichstag bildlich vorstellen, oder auch Petra Gerster als durchsetzungsstarke Schülersprecherin. Besonderes Gedenken ging natürlich an Herta Mansbacher,die im Einsatz für andere ihr eigenes Leben zurückstellte.

In der Grünen Geschäftsstelle war dann die Landesvorsitzende B90/Grüne Rheinland-Pfalz, Natalie Cramme-Hill zu Gast, die zahlreiche Fragen aus dem Spaziergang direkt beantworten konnte oder als Auftrag mitnahm. Nicht nur die folgenden Informationen aus dem Wormser Stadtrat und die angeregte Debatte zeigten, dass Geschlechtergerechtigkeit eine Zukunftsaufgabe ist, und dass Feminismus sich immer wieder neu erfinden muss. Politik muss sich mit bestehenden Machtstrukturen befassen und Wege finden, allen Menschen Gehör zu verschaffen, vielleicht auch solchen, an die man heute noch nicht ausreichend denkt. Dass dies möglich ist, zeigte dieser Tag mit seinem Blick in Vergangenheit und Zukunft.

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