BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Worms fordern bessere Betreuungssituation für Krippen- und Kindergartenkinder

Worms ist eine Wohnstadt. Elementar für die Wohnattraktivität ist aber auch, wie die Betreuungssituation in der Stadt ist. Dieser Betreuungssituation bescheinigen die Wormser Grünen zum internationalen Weltfrauentag ein negatives Zeugnis.

Die Stadtverwaltung plant gemäß Kindertagesstättenbedarfsplanung mit einer Betreuungsquote von 97% für alle Kinder zwischen 2 und 6 Jahren. Aktuell (Stand: 31.12.2021) wird sogar nur eine Betreuungsquote von 84% über das gesamte Stadtgebiet erreicht – mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Stadtteilen. Daraus ergibt sich, dass derzeit noch ca. 600 Plätze fehlen, die bis 2025 zusätzlich errichtet werden sollen. Stadträtin Katharina Schmitt bekräftigt: „Wir fordern nach wie vor vehement, den Ausbau der fehlenden Betreuungsplätze mit Priorität voranzutreiben. Die bisher angestoßenen Erweiterungen und Neubauten sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Katastrophal sieht derzeit noch die kostenpflichtige Betreuungssituation für unter 2-Jährige (U2) aus. Nur für 7 % der Kleinkinder (Stand 31.12.2021) steht gemäß Kindertagesstättenbedarfsplanung derzeit in Worms ein Krippenplatz zur Verfügung. Gemäß dem Ministerium für Bildung liegt der landesweite Durchschnitt bei 9,9 % (Stand 01.03.2021). Der derzeitig geplante Ausbau in Worms sieht eine unambitionierte Zielquote von 12 % bis 2025 vor. Dies ist nach Einschätzung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Worms viel zu wenig, um den Bedarf zu decken. „Ein Betreuungsplatz für ein einjähriges Kind in Worms zu ergattern, gleicht einem Sechser im Lotto. Unter den kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz gehört Worms neben Idar-Oberstein und Frankenthal zu den Schlusslichtern.“, bemängelt Anna Biegler, Co-Vorsitzende der Wormser Grünen. Die kreisfreien Städte Trier, Mainz, Zweibrücken, Speyer, Landau hatten bereits 2021 Quoten von 13,5 bis 16,5 %. Um hier aufzuholen, werden neben den geplanten Plätzen weitere 75-100 U2-Kinderbetreuungsplätze benötigt. 

Wie Familien ihre Care-Arbeit aufteilen, ist eine private und individuelle Entscheidung. Wichtig ist jedoch Rahmenbedingungen zu schaffen, die überhaupt eine freie Entscheidung ermöglichen. Dafür brauchen Wormser Familien eine verlässliche Antwort auf die Frage, wie ihre Kinder qualitativ gut betreut werden.

„Nur mit einer guten und verlässlichen Betreuungssituation ist es jungen Familien und Alleinerziehenden möglich, ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Das gleiche gilt auch für Menschen auf Arbeitsuche. Wir können nicht einerseits überall den Fachkräftemangel beklagen und anderseits Familien mit kleinen Kindern und teilweise sogar deren Großeltern durch fehlende Betreuungskapazitäten von der Arbeit fernhalten.“, findet Heike Jores, die zweite Co-Vorsitzende der Wormser Grünen. 

Auch in Worms fehlt es nämlich nicht nur an qualitativ und quantitativ ausreichenden Betreuungsplätzen, sondern auch immer mehr an dem dafür notwendigen Personal. „Es vergeht kaum ein Monat in den Betreuungseinrichtungen, in dem nicht eine Notbetreuung verkündet wird und die Öffnungszeiten eingeschränkt werden müssen. Die Stadt Worms braucht ein Konzept, wie Mitarbeitenden gerade in den sozialen Berufen attraktivere Arbeitsbedingungen geboten werden können und muss hier alle Möglichkeiten ausschöpfen. Dazu könnte neben einem kostenlosen ÖPNV-Ticket und einem Jobrad-Angebot – eine handlungsfähige kommunale Wohnungsbaugesellschaft vorausgesetzt – sogar die Bereitstellung einer günstigen Wohnung gehören. Andere Städte gehen hier bereits deutlich weiter und Worms könnte sich hier einiges abschauen. Außerdem sollte geprüft werden, ob die Ausbildungskapazitäten für Erzieher*innen in Worms erhöht werden können.“, so Lisanne Hirsch, Sprecherin der Grünen Jugend.

Auch für den Wirtschaftsstandort Worms ist eine gute Kinderbetreuung Voraussetzung, um beim Kampf um Fachkräfte die Nase vorn zu haben. „Was hilft es, wenn man einen tollen Job findet, aber ein Jahr auf einen Kinderbetreuungsplatz warten muss? Leider wurden die Initiativen zur Einrichtung von Betriebskitas in der Vergangenheit nicht mit Nachdruck verfolgt. Gerade auch mit dem Hinblick auf Eltern im Schichtbetrieb z. B. in der Pflege, im Einzelhandel und in der Industrie fehlt es in Worms an flexibleren Betreuungsplätzen rund um die Uhr. Es könnte ein Alleinstellungsmerkmal sein, wenn man in Worms zusätzliche Betreuungsplätze in den Randstunden ermöglicht.“, hebt Anna Biegler hervor.

„Uns erreichen aktuell Berichte von geflüchteten und schon seit Jahren in Worms lebenden Familien, die trotz Anspruch keinen Kindergartenplatz für ihre Kinder bekommen. Das finden wir tragisch. Es ist unsere Pflicht, für unsere Kinder bestmögliche Orte der Entwicklung zu schaffen und in die Bildung der nächsten Generation zu investieren. Wir brauchen gleiche Bildungschancen für alle Kinder und ein gutes Inklusionsangebot. Je früher und barriereärmer Kinder in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen aufgenommen werden, desto schneller können auch spielerisch Sprachbarrieren abgebaut werden.“, so Biegler abschließend.

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